Die Eltern des todkranken Alparslan aus Duisburg bekommen zu spüren, dass Gesundheit auch eine Gelegenheit für Geschäfte der Pharmaindustrie ist.

Für Eltern eines todkranken Kindes ist die Antwort einfach: Jede Möglichkeit, sein Leben zu retten, muss ergriffen werden. Koste es, was es wolle.

Das Problem ist nur: Wo so viel Geld im Spiel ist, wie in der Pharmabranche, sind klare Antworten deutlich schwerer zu finden. So gibt Novartis, der Hersteller des womöglich teuersten Medikamentes der Welt, zu: Der Preis von zwei Millionen Euro ist nicht Folge der Forschungskosten, sondern spiegelt den Wert der Behandlung wider – für den Patienten und das Gesundheitssystem. Und man wolle schon 2019 mindestens 160 Millionen mit dem Medikament verdient haben.

Pharmafirmen tun alles, um Leben zu retten. Wenn es die Dividende erhöht.

Merke: Pharmafirmen tun alles, um Leben zu retten – vorausgesetzt, es erhöht die Dividende. Die „Verlosung“ von 100 Behandlungen muss man daher als äußerst zynische Werbekampagne werten: Bei Erfolg werden die Genehmigungsbehörden das Präparat freigeben müssen – angesichts des Umstandes, das eines von 25.000 Neugeborenen von der Krankheit betroffen ist, verspricht das dann ein langfristiges Geschäft.

Die langfristige Erfolge der Therapie kann man derzeit noch nicht einschätzen

Dass die Behörden hierzulande angesichts dieser Überlegungen vorsichtig sind, dem Gewinnstreben zu schnell Tür und Tor zu öffnen, ist verständlich. Zumal der langfristige Erfolg und die Nebenwirkungen der Therapie noch nicht so klar sind, wie es sich die Eltern des kranken Alparslan erhoffen. Novartis verspricht zunächst nur deutlich mehr beschwerdefreie Jahre – rund ein gutes Jahrzehnt. Dass es mehr wird, wäre zu wünschen – für alle Kinder mit SMA.

Genauso wie zu hoffen ist, dass es bald mehr Hersteller gibt, die ähnlich erfolgreiche genmedizinische Behandlungen anbieten können. Denn nur das wird die Mondpreise für Pharmaprodukte wieder auf die Erde holen können.