Die Verkehrssysteme im Ruhrgebiet halten mit dem Wandel des Pendlerverhaltens nicht Schritt. Das muss sich ändern.
Verstopfte Straßen, übervolle Züge, eine insgesamt überforderte Infrastruktur: Der Pendler-Boom gilt allgemein als eine Kehrseite des deutschen Jobwunders. Besonders im Ruhrgebiet schlägt die gute Beschäftigungslage auf Straßen und Schienen durchaus auch negativ durch. Nirgendwo sonst in NRW pendeln so viele Menschen hin und her wie zwischen den dicht an dicht liegenden Revierstädten.
Das Pendlerverhalten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zudem grundlegend gewandelt. Die Menschen sind mobiler geworden – und das nicht nur in ihrer Freizeit. Mit Blick auf die Mobilität ist das Ruhrgebiet ein eher geschlossener Raum. Wer hier lebt und arbeitet, hat meist keine Stadtgrenzen im Kopf, wenn er über die Wahl seines Arbeitsplatzes nachdenkt. Als Großstadt-Ballungsraum mit seinen unzähligen Ober,- Mittel und Unterzentren sind Pendlerströme außerdem schwer berechenbar und meist keine Einbahnstraße.
Vor allem der öffentliche Nahverkehr hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Anpassungen fanden entweder gar nicht oder verspätet statt. Verbesserungen wie die jüngste Taktänderung im S-Bahn-Verkehr wurden erkauft mit Nachteilen an anderen Stellen. Was fehlt, ist der große Wurf, der der komplexen Siedlungsstruktur der Region endlich Rechnung trägt. Doch dafür braucht es nicht nur gute Ideen, sondern auch sehr viel Geld.