Mit den Luftschlägen versucht das iranische Regime eine Balance zwischen Vergeltung und Eskalations-Prävention. Die Frage ist, wie Trump reagiert.

Der Angriff des Iran auf amerikanische Stützpunkte im Irak ist, so paradox es sich anhören mag, ein Zeichen dafür, dass das Mullah-Regime den Konflikt mit den USA nicht weiter eskalieren lassen will. Bei dem Raketenbeschuss hat es nach amerikanischen und irakischen Angaben keine Opfer gegeben.

Das spricht entweder für eine wenig ausgereifte iranische Raketentechnik, viel wahrscheinlicher aber dafür, dass die Iraner es bewusst vermieden haben, eine große Zahl toter US-Soldaten zu riskieren.

Nach der gezielten Liquidierung Kassem Soleimanis, des hochrangigen Generals der Al-Kuds-Brigaden, Terrorexporteurs und Architekten der iranischen Expansionspolitik im Nahen Osten, musste das Regime in Teheran mit einem Vergeltungsschlag reagieren. Andernfalls hätte es innen- wie außenpolitisch Schwäche signalisiert.

Mit dem Raketenbeschuss auf die US-Ziele im Irak hat das Mullah-Regime eine Balance zwischen gesichtswahrender Vergeltung und der Prävention einer weiteren Eskalation gefunden.

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Die wie üblich über Twitter verbreitete erste Reaktion des US-Präsidenten lässt hoffen, dass er ebenfalls nicht an einer weiteren Erhitzung des Konfliktes interessiert ist. Trumps Wählerschaft mag Härte honorieren, einen weiteren kostspieligen Krieg wollen die meisten seiner Anhänger nicht.

Soleimanis Ermordung hat die Welt unsicherer gemacht

Gleichwohl ist nicht ausgeschlossen, dass der Präsident auf den Angriff mit Gegenschlägen reagieren lässt – in seiner Administration sitzen noch immer Menschen, die Härte gegenüber Teheran predigen, etwa Außenminister Mike Pompeo.

Weitere Attacken gegen den Iran würden aber unweigerlich zu einem Flächenbrand in der Region führen, unter dem vor allem die kriegsgeplagten Menschen im Irak leiden würden, der schon seit so vielen Jahren das blutbesudelte Spielfeld ausländischer Mächte ist.

So oder so hat die törichte Ermordung Soleimanis die Welt unsicherer gemacht. Teheran strebt wieder nach der Atombombe, deren Besitz Schutz bedeutet. Die destruktive iranische Expansionspolitik wird sich eher verstärken als abschwächen, die asymmetrische Kriegsführung in der Region wird zunehmen.

Ein großer Gewinner der aktuellen Auseinandersetzungen steht zudem schon fest: Es ist die Terrormiliz „Islamischer Staat“, die das Chaos und den möglichen Abzug der ausländischen Truppen nutzen wird, um sich neu zu gruppieren.