Christian Lindner führt die FDP wie eine One-Man-Show – und ohne Kurs. Er muss liefern, sonst wird die Kritik an ihm wachsen.

Einen Mann wie Christian Lindner muss es ziemlich schmerzen, wenn seine FDP in den Umfragen nicht über acht oder neun Prozent hinausragt. Wer so viel Selbstbewusstsein wie er auf die Bühne bringt, erwartet einfach mehr Zustimmung vom Wahlvolk.

Lindner hat vor sechs Jahren den damals mutlosen Liberalen Optimismus und eine große politische Zukunft einreden können. Doch seit er im November 2017 urplötzlich und nicht nachvollziehbar eine Jamaika-Koalition platzen ließ, fristet seine Partei ein Schattendasein.

Neuerdings wirbt er um SPD-Wähler

Dass Lindner die FDP als One-Man-Show führt, gefällt auch Gefolgsleuten nicht. Der FDP-Grande aus NRW, Gerhart Baum, kritisierte Lindner per Interview als konfliktscheu. Und auch bei den Jungliberalen ist Lindner nicht mehr der unangefochtene Strahlemann.

Denn er findet keinen Kurs: Erst wirkte er so, als wolle er AfD-Wähler abspenstig machen. Neuerdings wirbt er um enttäuschte SPD-Wähler. Die FDP soll die wahre Arbeiterpartei sein, lautet die neueste Losung. Wer soll das glauben?

Die Partei steckt im Umfragekeller

Allein die Gegnerschaft zu den Grünen ist konsequent. Greta und Umweltschützer will er nicht ernst nehmen, weil sie die Freiheit des Menschen einschränken wollten. Schade, dass er so denkt.

Schließlich hatte seine Partei ihre besten Zeiten, als sie die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft und das freie Individuum in Einklang bringen wollte. Lindner hat bislang keine klugen Antworten auf den gesellschaftlichen und sozialen Wandel. Und auch nicht, wie Klimaschutz und Marktwirtschaft zusammengehen können. Genau deswegen steckt die FDP im Umfragekeller, und die Kritik an Lindner wird wachsen.