Geflüchtete finden kaum Psychotherapieplätze, obwohl der Bedarf groß ist. Die Gesellschaft sollte ein Interesse daran haben, dass sich das ändert
Auch der durchschnittliche Kassenpatient wartet meist Monate auf einen Termin beim Psychotherapeuten. Warum soll es bei Flüchtlingen anders sein, mag da ein eiliger Gedanke vieler sein. Eine Diskussion über die Rechte von Geflüchteten wird schnell zur Neiddebatte. Nur haben es Menschen mit Fluchtgeschichte nicht nur schwerer, in der Regelversorgung Platz zu finden, sie müssen aufgrund von Kriegserfahrungen zum Teil auch besonders schwere Last mit sich tragen. Und gerade bei Kriegsopfern führen langwierige Asylprüfungsprozesse und zunehmende Stigmatisierung schnell zur inneren Zerreißprobe.
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Erst recht, wenn sie nicht entsprechend behandelt werden. Und das werden die wenigsten. Denn die Aufmerksamkeit für Betroffene sinkt synchron mit sinkenden Flüchtlingszahlen – und damit die Spendenbereitschaft für jene Stellen, bei denen sie Hilfe bekommen: Die Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer beklagen ihre chronische Unterfinanzierung und mangelnde Sensibilität der Asylbehörden für psychische Gesundheit von Antragstellern. Hier nachzujustieren sollte auch im Interesse größter Abschottungsbefürworter liegen. Denn nur ein psychisch gesunder Mensch kann die Integrationsleistung vollbringen, die von ihm erwartet wird.