Der Antisemitismus hat seine hässliche Fratze 2019 offensiver gezeigt. Solidarität mit jüdischen Menschen ist angezeigt. Heute mehr denn je.

In NRW dürfen Neonazis Plakate mit der Aufschrift „Israel ist unser Unglück“ aufhängen, und es dauert Monate, bis das Oberverwaltungsgericht diese vulgär-antisemitische Hetze untersagt. In Halle scheitert ein Rechtsextremist bei dem Versuch, ein Massaker unter jüdischen Gläubigen anzurichten. In Thüringen erhält eine Partei ein Viertel der Wählerstimmen, deren Landesvorsitzender gegen die „dämliche Bewältigungskultur“ zu Felde zieht. Jüdische Menschen werden auf der Straße angegriffen, beschimpft und bespuckt.

Auch interessant

Der Antisemitismus hat seine hässliche Fratze im Jahr 2019 offensiver gezeigt, als in den Jahren zuvor. Kein Vertun: Er war nie weg. Der Aufstieg des Rechtspopulismus und das Erstarken des Islamismus haben als politische und religiös grundierte Katalysatoren gewirkt.

Das Jahr, in dem viele Juden über Auswanderung nachdachten

In den Echokammern des Internets ist das Unsagbare, das eigentlich Unerträgliche wieder sagbar und tragbar geworden. Was vor wenigen Jahren noch als wahnhaft galt, ist salonfähig geworden. Linke und bürgerliche Kreise lassen es zu, dass die Grenze zwischen Kritik an der Politik des Staates Israel und Judenfeindlichkeit verschwimmt.

2019 ist das Jahr gewesen, in dem eine Vielzahl Deutscher jüdischen Glaubens erstmals wieder laut über die Auswanderung nachdenken. Ihnen wird häufig von nichtjüdischen Menschen beschieden, sie betrieben Panikmache, so schlimm sei die Lage doch nicht.

Kompromisslos Stellung gegen Antisemitismus beziehen

Auch interessant

Doch, die Lage ist schlimm. Wenn Antisemiten und Holocaust-Relativierer in Parlamenten sitzen, wenn das Tragen einer Kippa in manchen Stadtteilen gefährlich ist, dann ist es sogar sehr schlimm. Anstatt Jüdinnen und Juden vorzuschreiben, was und wie sie zu empfinden haben, sollte sich die Mehrheitsgesellschaft mit ihnen uneingeschränkt solidarisieren.

Dazu gehört, eindeutig, klar und kompromisslos Stellung gegen die politischen und religiösen antisemitischen Einflüsterer zu beziehen. Wenn die ersten jüdischen Menschen Deutschland wegen des wachsenden Antisemitismus verlassen sollten, wie es bereits in Frankreich geschehen ist, dann wird es dunkel. Das dürfen wir nicht zulassen. Nie wieder.