Jetzt auch in Essen: Jede mittelgroße Stadt hat Pläne für eine Seilbahn – die Badehose des Nahverkehrs: Im Alltag leider selten zu gebrauchen,
Vielleicht bin ich einfach zu bodenständig, aber bislang habe ich Seilbahnen mit Gebirge assoziiert und war verblüfft zu erfahren, dass NRW seit 16 Jahren ein Seilbahngesetz hat, das bereits sechsmal runderneuert werden musste.
Es könnte womöglich daran liegen, dass jede Kommune, in der sich ein paar Autos stauen, nachdenkt, ob nicht eine Seilbahn die Verkehrsprobleme lösst. Pläne gibt es u.a. für Essen, Oberhausen, Lüdenscheid, Aachen, Bochum, Münster, Wuppertal, Bonn, Dortmund, Düsseldorf und Duisburg.
Zugegeben, in Duisburg soll es wirklich auf einen Berg gehen. Den Kaiserberg. Der hat etwa 40 Höhenmeter. Das erfordert natürlich zwingend eine Bergbahn an der Westflanke. Wie der Abstieg nach Mülheim zu bewältigen ist, muss zunächst offen bleiben.
Überall luftige Seilbahnträume – wenn da mal nicht die Autolobby hintersteckt
Um den vielen überflüssigen Verschwörungstheorien mal eine weitere hinzuzufügen: Ich gehe mittlerweile davon aus, dass die Autolobby gezielt Lokalpolitiker mit Seilbahnträumen fesselt, damit diese das alltägliche Chaos im öffentlichen Nahverkehr um ein weiteres, schwer verknüpfbares System ergänzen, dessen Geschwindigkeit, Kapazität und Barrierefreiheit zudem äußerst begrenzt ist.
Gegenvorschlag, liebe Verkehrsexperten: Wie wäre es, die Traditionen der Gegend aufzugreifen, Schächte und Tunnel zu bohren und dort Verkehrswege zu schaffen? Man könnte das so entstehende System U-Bahn nennen. Eine äußerst exotische Idee, ich weiß.
Aber es kommt noch besser: Wie wäre es, den Autoverkehr weitgehend unter Tage zu pressen. Okay, das macht ihn so unattraktiv wie heute nur das Radfahren in Großstädten. Dafür bekämen die meisten Menschen auf den Straßen wieder bessere Luft. Fast so gut wie auf Berggipfeln. Und das ganz ohne Seilbahn.