Weiterbildung unter Erwachsenen wird hierzulande viel zu sehr als reine Privatsache betrachtet. Das aber ist falsch.

Erst kürzlich hatte die in Bildungsvergleichen international oft nur mäßig abschneidende Bundesrepublik überraschend gute Noten erhalten: Deutschland gehöre in Sachen Erwachsenenbildung zu den führenden Ländern auf der Welt, urteilte die Unesco. Mehr als vier Prozent des nationalen Bildungsbudgets werde in lebenslanges Lernen investiert, hieß es. Ein Spitzenwert.

Zumindest also in der Erwachsenenwelt scheint der Hinweis vieler Wissenschaftler, Bildung sei der einzige echte „Rohstoff“, auf den Deutschland bauen könne, Früchte zu tragen. Umso irritierender nun die Erkenntnis des Deutschen Gewerkschaftsbundes: In NRW als bevölkerungsreichstem Bundesland spielt Bildungsurlaub für Arbeitnehmer praktisch keine Rolle. In Bayern und für Beamte gibt es ein Recht auf Weiterbildung erst gar nicht. Wie passt das zusammen?

Ein Grund für das Missverhältnis liegt in der weit verbreiteten Unkenntnis. Fünf Tage Bildungsurlaub im Jahr – wer bitte weiß von diesem Rechtsanspruch? Wer kennt Kollegen in großer Zahl, die das Angebot regelmäßig wahrnehmen?

Das Problem: Weiterbildung unter Erwachsenen wird hierzulande viel zu sehr als reine Privatsache betrachtet. Das aber ist falsch. Wirtschaft und Politik werden nicht müde, Arbeitnehmer zu lebenslangem Lernen anzuhalten. Dann aber muss man ihnen auch die Möglichkeiten dazu einräumen.