In Bochum zahlt sich aus, dass Politik frühzeitig die Ära nach der Opel-Autoproduktion eingeläutet hat. Das Tempo verdient Respekt.
Als sich die damalige rot-grüne Landesregierung auf dem Höhepunkt der Opel-Krise nicht hinter die Forderung nach einem Erhalt der Autoproduktion in Bochum stellte, war der Aufschrei auf Gewerkschaftsseite groß. Fünf Jahre, nachdem der letzte Zafira vom Band lief, spricht die Zwischenbilanz eher dafür, dass die Politik den richtigen Weg eingeschlagen hat. Die Autofabrik war lange nicht mehr zu retten. Deshalb war es ein Coups, Opel zumindest bei der Entwicklung der riesigen Werksfläche mit in die Pflicht zu nehmem. Das Bochumer Tempo, die Brache mit Leben zu füllen, verdient Respekt.
Chinesen kommen gern ins Ruhrgebiet, um zu sehen, wie Strukturwandel funktioniert. In Bochum können sie nun sogar vom Strukturwandel 2.0 lernen. Denn Opel war auf der ehemaligen Schachtanlage in den 60er Jahren die Zukunft. Jetzt entsteht dort Deutschlands bedeutendstes Zentrum für Cybersicherheit – ein Megathema, das weiter an Bedeutung gewinnt und daher auch ein Jobmotor sein wird.
Der Erfolg ist auch deshalb möglich, weil Oberbürgermeister Eiskirch Wort gehalten und, wie er selbst betont, auch einmal Nein gesagt hat. Nein zu platzfressenden Logistikunternehmen über DHL hinaus und Möbelanbietern oder Discountern, mit denen Brachen wie die von Opel leicht zu füllen sind. In Bochum entsteht stattdessen eine Adresse der Zukunft, die dem gesamten Ruhrgebiet gut tut.