Lange haben die Immobilienkonzerne den Neubau von Wohnungen verschlafen. Jetzt sind sie erwacht. Das Thema Bezahlbarkeit bleibt dennoch akut.
Wohnungen sind knapp geworden. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft müssten bundesweit jährlich 340.000 Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Es gibt viele Ursachen: Die Menschen werden älter, leben häufiger allein. Hinzu kommt der Zuzug. Metropolen sind überdies gefragter als ländliche Gebiete.
All diese Entwicklungen hat die Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren schlichtweg verschlafen. Die großen Konzerne hatten sich vom Neubau weitgehend verabschiedet und von den stetig steigenden Mieten profitiert.
Doch die Unternehmen lernen aus ihren Fehlern, auch weil der politische und gesellschaftliche Druck immer größer wurde. Ob Vonovia, LEG oder Vivawest – die bedeutenden Vermieter im Ruhrgebiet stocken ihre Investitionen massiv auf und bauen wieder. Vivawest, getragen von der RAG-Stiftung und der Gewerkschaft IGBCE, setzt sich dabei an die Spitze der Bewegung und baut immerhin ein Fünftel der neuen Wohnungen für Menschen mit geringen Einkommen.
Denn das ist der Knackpunkt der Neubau-Welle: Teure Grundstücke und hohe Baukosten lassen die Mieten weiter steigen. Die Debatte um bezahlbaren Wohnraum ist zwar längst entbrannt. Unter zehn Euro pro Quadratmeter ist eine neue frei finanzierte Wohnung kaum zu vermieten. Die Preisspirale dreht sich weiter.