Die deutsche Bier-Industrie spricht gerne von der „Biernation Deutschland“, dabei hat das Land längst den Anschluss beim Brauen verloren.
Schenkt man dem deutschen Brauer-Bund glauben, dann ist Deutschland immer noch eine der führenden Biernationen. Hohe Brauereidichte und eine große Vielfalt an Bierstilen und Marken – darauf ist man stolz. Ein Blick in die Supermarktregale zeichnet aber ein etwas anderes Bild: Große Marken beherrschen den Markt, die Biere – fast immer Pils – unterscheiden sich geschmacklich kaum noch voneinander. Viel Einheitsbrei statt Auswahl und Vielfalt.
Unser Bier - mehr als nur Alt und Pilsken! Anders sieht es da bei unseren Nachbarn in Holland und Belgien aus. In den Märkten stehen meterlange Bierregale mit dutzenden Sorten, bekannte Marken neben regionalen Mikro-Brauereien, Starkbiere, Fruchtbiere, saisonale Besonderheiten. Ausgefallene Zutaten und besondere Rezepte lassen kaum einen Geschmackswunsch unerfüllt – viele Biere sind geschmacklich deutlich ausgereifter und komplexer als deutsche Brauerzeugnisse. Das liegt auch am Reinheitsgebot, das mit seiner Zutatenbeschränkung wenig Luft lässt. Viel zu lange haben sich deutsche Brauer darauf ausgeruht, kaum neue Stile und Rezepte ausprobiert. Erst langsam entwickelt sich auch hier eine Brauergeneration, die neue Wege geht und dabei überraschende und leckere Biere entwickelt. Gerade in unserer Region gibt es viele aufstrebende Brauer, wie wir in der Serie „Unser Bier“ zeigen wollten.
Wie sehr Deutschland mittlerweile der Entwicklung beim Bier hinterherhinkt, zeigt sich regelmäßig bei der Verleihung der „World Beer Awards“, der Weltmeisterschaft der Brauer. Hier spielen Kreationen aus Deutschland nur eine Nebenrolle.