Wo, wenn ich im Ruhrgebiet müsste den Gastarbeitern ein Denkmal gesetzt werden. Doch wem wäre es gewidmet? Zig Nationen strömten ins Revier.

Im September 1964 bekam der verdutzte Armando Rodrigues de Sá auf dem Bahnhof Köln-Deutz einen Strauß Nelken und ein Moped in die Hand gedrückt. Der gelernte Zimmermann war der millionste Gastarbeiter und kam aus einem Dorf in Portugal. Und dies macht zugleich das Problem deutlich: Wem wäre ein Gastarbeiter-Denkmal gewidmet?

Den Rheinländern und Westfalen, die zuerst in die Kohleregion strömten? Den Iren und Engländern, die ihnen folgten? Den Polen, die maßgeblich Kultur und Leben des Reviers prägten? Den Italienern, Griechen, Spaniern, Portugiesen, Jugoslawen, Südkoreanern und Türken, die vor allem ab den 1950er-Jahren angeworben wurden?

Ohne all die „Gastarbeiter“ aus zahllosen Ländern wäre das Ruhrgebiet als Motor des Wirtschaftswunders nach dem Krieg nie so groß und erfolgreich geworden. Wo, wenn nicht im Ruhrgebiet müsste ihnen ein Denkmal gesetzt werden?

Doch es müsste allen gerecht werden. Es müsste ihre Arbeit würdigen, ohne romantisierend den Mythos des Kumpels erneut zu beschwören. Es müsste ein Denkmal sein, das an ihre Leistung erinnert, ohne zu heroisieren und die Probleme der Integration zu kaschieren. Eine schwierige Aufgabe, doch es wird Zeit dafür. Gerade jetzt.