Die fragwürdige Spielmethode „Original Play“ kann tatsächlich Einladung zu Übergriffen sein. Komplett verteufeln muss man das Konzept aber nicht.

Wer eigene Kinder hat, wird sich öfter dabei erwischen, sorgend darüber nachzudenken, ob die Vorlese-Stunde, die der nette Vater neulich in der Kita angeboten hat, tatsächlich gänzlich harmlos war. Diese Skepsis, diese Angst vor überall lauernden Kinderschändern ist bitterschade, aber auch verständlich. Der Massenmissbrauch – erst von Lügde, jetzt mutmaßlich auch von Bergisch Gladbach – zeigt, wie furchtbar die Realität sein kann.

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Von der begründeten Angst ist nun auch die Landesregierung getrieben – und spricht sich vorsichtshalber deutlich gegen die Methode „Original Play“ aus, bei der sich Kinder mit spezial geschulten, aber fremden Erwachsenen nach dem Vorbild von spielenden Tieren balgen. Diese klare Haltung ist angesichts aktueller Horrorkapitel in NRW richtig - auch wenn das nicht bedeuten muss, dass jegliche Elemente von „Original Play“ der kindlichen Natur entgegenstehen. Das rücksichtsvolle Toberei Spaß bereiten und helfen kann, Aggressionen zu kanalisieren, ist erst mal kein übler Gedanke.

Ob man die körperbetonte Toberei nicht lieber den Eltern überlassen sollte, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Auch wenn es „Original Play“ das nicht sein möchte – es kann in der Tat die Einladung zur Übergriffigkeit sein. So eine Spielmethode sollte man, wenn überhaupt, nur mit enger Abstimmung und unter Aufsicht der Erziehungsberechtigten zulassen. Ansonsten reicht es, wenn das heimische Kinderzimmer zum Tiergehege wird.