US-Truppen sollen doch in Nordsyrien bleiben. Irgendwer im Pentagon hat Trump offenbar gesteckt, dass andernfalls der iranische Einfluss wächst.

Entgegen der Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, seine Truppen vollständig aus dem Norden Syriens abziehen zu wollen, sollen nun doch US-Soldaten dort verbleiben, um, nach offizieller Lesart, mit Hilfe der kurdisch dominierten Demokratischen Streitkräfte Syriens (SDF) Ölquellen zu schützen.

Die Erklärung, diese Ölquellen in der Provinz Hasakeh dürften nicht wieder der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in die Hände fallen, ist vor allem für das außenpolitisch wenig versierte amerikanische Publikum gedacht. So zynisch sie auch ist – Ölquellen sollen geschützt werden, das Schicksal der kurdischen Bevölkerung im Norden Syriens ist egal – ist sie doch einleuchtend. Terroristen dürfen keine Einnahmequellen haben.

Abgesehen davon, dass diese Begründung auch ein Misstrauensvotum gegen den Nato-Partner Türkei darstellt, der in der Vergangenheit bereits im begründeten Verdacht stand, mit dem IS Ölgeschäfte gemacht zu haben, erklärt sie die neue amerikanische Wendung nur unzureichend.

Tatsächlich dürfte irgendwer im Pentagon dem außenpolitisch wie geografisch mit völliger Blindheit geschlagenen Präsidenten mit Nachdruck erläutert haben, dass ein Rückzug der US-Truppen dem Iran in die Hände spielen würde.

Teheran plant seit längerem drei Landbrücken über den Irak und Syrien an das Mittelmeer und in den Libanon. Das würde den ohnehin gewaltig gewachsenen iranischen Einfluss in der Region zementieren und ausbauen.

Die südliche dieser Routen führt über das syrische Al Tanf, wo US-amerikanische Truppen stationiert sind und den Weg verstellen. Die mittlere über Abu Kamal ist offen. Im Norden führt eine Route über das irakische Shingal-Gebirge, das mit dem Iran verbündete Milizen kontrollieren, die syrische Provinz Hasakah und dann entlang der syrisch-türkischen Grenze.

Verließen die US-Amerikaner die Region, wären also zwei Landbrücken offen, was eine hinreichende Begründung für die Strategen im Pentagon ist, die Rückzugspläne ihres Präsidenten zu durchkreuzen. Die Kurden und ihre syrischen Verbündeten sind nur Bauern in diesem schäbigen geopolitischen Spiel.