Der Pendler-Boom ist die Schattenseiten des deutschen Jobwunders. Was fehlt, sind neue Konzepte zur Lösung des täglichen Verkehrsirrsinns.
NRW ist bundesweit nicht nur Stau- sondern auch Pendlerland Nummer eins. Dass beides eng miteinander verknüpft ist, liegt auf der Hand. Über die Hälfte aller Erwerbstätigen an Rhein und Ruhr verlässt dabei für den Job die Heimatstadt. Millionen Menschen nehmen dadurch vergleichsweise lange Berufswege in Kauf. Allein 20.000 Essener fahren täglich bis Düsseldorf, Dortmund und Köln.
Es ist besonders die Zahl dieser Auspendler, die in den vergangenen Jahren rasant zugenommen hat. 700.000 Beschäftigte mehr sind es seit 2010. Rein rechnerisch ist täglich zusätzlich also ganz Frankfurt überörtlich in NRW unterwegs, wie Statistiken zeigen übrigens mehrheitlich auf den Straßen. Der Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten können. Wen also beim Blick durch die Windschutzscheibe oder aus dem Zugfenster ständig das ungute Gefühl beschleicht, es gebe immer mehr Verkehr, der hat ganz einfach: recht.
Stellt sich die Frage, was gegen den täglichen Verkehrsirrsinn hilft. Neue Konzepte, ein neues Denken müssen her. In der Politik, und, ja, auch bei den Bürgern selbst. Angesichts der sich im Eiltempo wandelnden Arbeitswelt kann man freilich auch Verständnis dafür haben, dass Menschen nicht jedem Job gleich hinterherziehen wollen. Einen Beschäftigungsrückgang zur Verkehrsberuhigung wünscht man sich jedenfalls nicht.