Erstmals richtet die Frankfurter Buchmesse auch an einem Samstag einen Verkaufstag ein. Das muss keine schlechte Nachricht sein.
Erstmals in der Geschichte der ehrwürdigen Frankfurter Buchmesse ist auchder Samstag ein Verkaufstag. Was Puristen unter den Buchliebhabern den Puls nach oben treibt. Als wären Buch und Literatur keine Ware. Die vielleicht langlebigste Image-Kampagne der Geschichte macht uns glauben, dass Literatur uns zu besseren Menschen macht, dem Schönen, Guten und Wahren zugewandt.
Was Wahrheit ist, beispielsweise im Blick auf den Jugoslawienkrieg, haben beispielhaft Peter Handke und Sasa Stanisic vorgeführt: eine Frage des Blickwinkels, der historischen Erfahrung, der politischen Position. In jedem Fall: Ein Anlass zum öffentlichen Streit. Auch dies tut letztendlich der Lesekultur gut: Ein Streit mit Worten jedenfalls führt eher zum Erkenntnisgewinn als Streit mit Waffen.
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Menschen lesen vor allem aus einem Grund: Sie wollen Spaß
Doch jenseits von derlei hoher Literaturpreisträgerprosa gilt: Menschen lesen nicht, um bessere Menschen zu werden. Sondern vorzugsweise zur Unterhaltung, als Flucht aus dem Alltag, kurz: zum Spaß. Das ist auch gut so. Nur so lassen sich neue Leserinnen und Leser gewinnen. Die Erweiterung von Wortschatz und Weltwissen geschieht dann eher nebenbei. Und womöglich gelingt das, allen Skeptikern zum Trotz, auch mit den gar nicht mehr so neuen Neuen Medien, mit Mangas, Graphic-Novels, Hörbüchern und E-Readern. Die Formen der Literaturvermittlung ändern sich und werden die Branche immer schneller verändern.
Hinzu kommt: Autorinnen und Autoren werden zu Bühnenstars; Lesefestivals und öffentliche Lesungen mit Happening und Hörspielcharakter häufiger. Sei es drum: Es wird der Literatur nicht schaden, wenn sie auf dem Marktplatz der Medienöffentlichkeit Präsenz zeigt – auch, wenn Literaturabende uns Zeit zum Lesen rauben.
Der Untergang der Gutenberg-Galaxie lässt weiter auf sich warten
Doch steigende Nutzerzahlen in Büchereien – die gerade in den ärmeren und bildungsferneren Stadtteilen und Vierteln bessere Ausstattung brauchen (das Gastland Norwegen macht es vor!) und steigende Umsätze der Buchhandlung nähren die Hoffnung, dass sich weiter Sammelbände über den Untergang der Gutenberg-Galaxie schreiben lassen werden.