Wenn sich die katholische Kirche nicht bewegt, rutscht sie in die Bedeutungslosigkeit ab, kommentiert Kulturredakteurin Monika Willer.
Die katholische Kirche steht an einem Wendepunkt, und der Apparat wird die Dinge nicht wie gehabt aussitzen können. Zu flächendeckend sind die Austritte, zu unübersehbar türmen sich die Probleme. Lässt sich die Krise wegbeten, wie die konservativen Kräfte fordern? Ist sie überhaupt nur ein Ausdruck von mangelnder Glaubensfestigkeit?
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Der Vatikan ist eine Komfortzone mit hohen Mauern. Kommt die Lebenswirklichkeit der Katholiken dort an? Oder bleibt man im Klischee stecken: diese rebellischen Deutschen schon wieder. Nein, es sind nicht nur die Deutschen oder die Europäer. In der gegen den deutschen Reformprozess beschworenen Weltkirche sieht es doch nicht besser aus. In Latein- und Südamerika laufen die Katholiken in Scharen zu den evangelikalen Freikirchen über. Hier rächt sich nun das mangelnde Verständnis des vorletzten und des letzten Papstes für die Befreiungstheologie. In Afrika holen die Freikirchen ebenfalls auf.
Der Missbrauchsskandal macht ohnehin nicht halt vor Grenzen; da dürfte noch viel Unappetitliches ans Tageslicht kommen und die Erosion des katholischen Selbstbewusstseins beschleunigen. Wollen sich die Reformgegner wirklich von ihrer Sendung als Volkskirche verabschieden? Scheint Ihnen die Bedeutungslosigkeit ungefährlicher als Änderungen? Dann macht mal bitte schön so weiter.