Die Grünen haben Rückenwind. Könnte aus ihren Reihen ein NRW-Ministerpräsident kommen?
So richtig trauen die nordrhein-westfälischen Grünen dem eigenen Wahlergebnis vom 26. Mai nicht. Schaffen wir das auch bei den Kommunalwahlen im übernächsten Herbst?, fragt sich die Parteispitze, und noch klingen da Zweifel mit. Bloß nicht zu laut jubeln, das könnte peinlich enden. Denn der Wähler ist ein schwer berechenbares Wesen. Erst vor zwei Jahren, bei der Landtagswahl, stürzten die Grünen auf 6,4 Prozent regelrecht ab. Schlimmer noch: Ihre zum Schluss verkorkste Schulpolitik riss die SPD und damit die rot-grüne Regierung gleich mit in den Abgrund.
Aber hinter den Kulissen und ungeachtet aller Selbstzweifel pellt sich die einst kleine Partei aus der Rolle des Mehrheitsbeschaffers heraus und bereitet sich auf das süßeste Problem vor, das sie je hatte: Wo zaubert sie die ganzen Ratsvertreter her, die sie womöglich bald in die Kommunalparlamente schicken darf? Wie luxuriös dieses „Problem“ ist, zeigt ein Blick auf die einst so große Sozialdemokratie. Sie könnte – gemessen an heutigen Umfragewerten – 2020 in die missliche Lage geraten, ihren bisher vielen Rats- und Bezirksvertretern zu erklären, dass es neben der Kommunalpolitik auch noch andere schöne Aktivitäten gibt. Oder dass die Rolle des Mehrheitsbeschaffers sinnstiftend sein kann.
Der Wind könnte schnell wieder drehen, gewiss. Aber im Moment haben ihn die Grünen voll im Rücken. Der Zeitgeist und die Schwäche der Anderen sprechen für sie. Und so sei diese Frage erlaubt: Wäre NRW reif für einen grünen Ministerpräsidenten?