Endlich bekommt das Revier Milliarden und mehr Personal für seine Wasserstraßen. Doch die Planungsverfahren bleiben lang und kompliziert.
Klimaschutz hat in diesen Tagen nach der Europawahl Hochkonjunktur. Insofern passt es ins Bild, dass der Bund dem Ausbau des Wasserstraßennetzes im Ruhrgebiet endlich die Aufmerksamkeit schenkt, die die Region verdient. Denn ein gut beladenes Binnenschiff kann bis zu 150 Lkw auf der Straße ersetzen – mit einer Fahrt. Das spart Emissionen und verkürzt Staus.
Die Anhebung der Kanalbrücken ist eine uralte Forderung der Ruhrwirtschaft. Jetzt wird sie verwirklicht. Das Niedrigwasser im vergangenen Jahr, das zu Produktionseinschränkungen in vielen Unternehmen führte, hat der Politik noch einmal vor Augen geführt, wie hoch der Handlungsdruck ist. Einmal abgesehen von maroden Wehrtoren und bröckelnden Schleusenwänden. Die öffentliche Hand geht alles andere als pfleglich mit ihrer Infrastruktur um.
Die Finanzspritze aus Berlin und die Abordnung weiterer Bauingenieure ins Revier wird die Probleme aber nicht gleich morgen lösen. Bis zum Jahr 2030 reicht der Zeithorizont. Zum Teil kann mit den Bauarbeiten erst 2023 begonnen werden. Das ist der ernüchternde Teil der eigentlich guten Nachricht. Was nutzen Milliarden, wenn Ausschreibungen und Planungsverfahren so lange dauern? Das Regelwerk gehört auf den Prüfstand – und zwar sofort.