Gerade in der katholischen Kirche ist Mitgliederschwund auch hausgemacht

Einen Kulturverlust befürchten derzeit viele Deutsche. Die Populisten machen damit sogar Politik, indem sie diesen Kulturverlust der Zuwanderung von Muslimen zuschreiben.

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Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Das Verschwinden der eigenen kulturellen Wurzeln ist hausgemacht. Deutschland, und mit ihm Europa, basiert in seiner gesellschaftlichen Ordnung auf dem Christentum - beziehungsweise, denkt man an die Aufklärung - auf der Auseinandersetzung mit dem Christentum. Verliert man die Beziehung zu den Kirchen, verlieren viele Traditionen ihren Sinn. Die Weihnachtskrippe wird zum volkstümlichen Brauch ohne Anbindung an die frohe Botschaft von Bethlehem. Die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft erzeugt aber ein Vakuum, ein Unbehagen, denn der Mensch sehnt sich nach Sinnstiftung.

Die Kirchen spüren den Veränderungsdruck allerdings noch nicht schmerzhaft genug, vor allem die katholische. Die meisten Abwanderungsprobleme sind hausgemacht. Man kann sie hier gar nicht alle aufzählen. Wer zum Beispiel 50 Prozent seiner Mitglieder, die Frauen, zu Christen zweiter Klasse erklärt, darf sich nicht wundern, wenn er sich irgendwann in einem sehr übersichtlichen Kreis wiederfindet.