Kirchen sind ein enorm großer Arbeitgeber, sie leisten viele Dienste für unser Gemeinwesen. Was wird daraus, wenn Einfluss und Geld schwinden?

Wenn die katholische und die evangelische Kirche in der nächsten Generation die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren - dann muss das auch alle interessieren, die mit dem Christentum nichts oder nicht viel anfangen können.

Einmal geht es um ganz praktische Fragen: Caritas, Diakonie, die konfessionellen Krankenhäuser, Kitas, Schulen oder Sozialeinrichtungen sind enorm große Arbeitgeber, die in unserem Staat wichtige Aufgaben übernehmen. Rund 1,3 Millionen Menschen sind unter dem Zeichen des Kreuzes beschäftigt. Wer übernimmt ihre millionenfachen Dienste, wenn die Kirchen aufgeben? Kommen dann die Privatunternehmen, Rendite als Maß?

Und was wird aus den Strukturen, die durch die Gemeinden getragen werden? Die Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, kirchlichen Feste, Jugendfahrten oder Chöre?

Auch jene Menschen, die der In-stitution Kirche kritisch gegenüberstehen, müssen zugeben, dass hier sehr wertvolle Dienste für das Gemeinwesen und auch für den Staat geleistet werden. Wer füllt das alles künftig aus?

Eher philosophischer Natur ist die Frage, welchen Sinn Menschen finden, wenn der Einfluss des Christentums noch weiter abnehmen sollte. Werden andere Religionen wie der Islam oder der Buddhismus attraktiver sein? Reicht Esoterik? Oder schafft jeder seine eigene kleine Welt, wird die Ich-Bezogenheit in der Gesellschaft noch stärker?

Natürlich sind in Deutschland Kirche und Staat aus guten Gründen voneinander getrennt. Dennoch ist die freie Entfaltung der Kirchen auch stets eine öffentliche Angelegenheit. Wir haben also darüber nachzudenken, welche Rolle die großen Konfessionen in der Zukunft für unser Land spielen sollen.

Die Kirchen selbst müssen klären, warum Modernisierungen so lange dauern: Es gibt wenig Gründe, warum Frauen nicht Priester sein dürfen und das Zölibat bestehen bleibt. Furchtbar ist, dass die zahllosen Missbräuche so lange vertuscht worden sind. - Einen Dienst hat sich die Kirche damit nicht erwiesen.