Der Nabu und der BUND melden viele neue Mitglieder, die sich beim Klimaschutz einbringen wollen. Das kann helfen, der Politik Beine zu machen.

Viele Deutsche entwickeln ein neues Umweltbewusstsein. Das hat auch mit dem Wetter zu tun. Die gestern vorgelegte Bilanz der Schadenversicherer macht deutlich: Unwetterkatastrophen treffen nicht länger nur die Menschen in weit entfernten Ländern. Überschwemmungen nach Starkregen, Waldbrände nach Dürren und witterungsbedingte Ernteausfälle trafen in den vergangenen Jahren auch die Deutschen und machten vielen Menschen bewusst, dass Klimawandel nicht nur bedeutet, abends länger ohne Pullover im Biergarten sitzen zu können.

Umweltorganisationen und Öko-Parteien freuen sich über Mitgliederzuwächse und Schüler gehen auf die Straße, um von der Politik mehr Engagement fürs Klima einzufordern. Das ist auch das Spiegelbild eines Wertewandels in der Gesellschaft. Aber Lobbyismus von Verbänden und Transparente auf der Straße können und dürfen keine demokratisch legitimierten parlamentarischen Entscheidungen ersetzen.

Man kann der Meinung sein, die Politik müsse mehr für den Klimaschutz tun. Dafür gibt es Argumente. Man darf aber auch der Meinung sein, dass gerade in Deutschland schon viel für den Umweltschutz getan wird und die Politiker gut daran tun, die Interessen des Umweltschutzes sorgsam mit denen von Unternehmen und Arbeitnehmern abzuwägen. Jegliche Produktion verbraucht Ressourcen. Aber sie schafft auch Arbeitsplätze und Einkommen. Auch für diese Position gibt es also Argumente.

Auf der Straße und durch Engagement in Verbänden kann man Stimmungen verstärken und politische Entscheidungen beeinflussen. Das hat in Deutschland schon vor Jahrzehnten begonnen und die Erfolge lassen sich längst sehen. Überall im Land drehen sich Windräder, der Kohleausstieg ist beschlossen, der Atomausstieg vollzogen, Radwege werden gebaut und die E-Mobilität kommt – allen Unkenrufen zum Trotz – voran.

Kann das schneller gehen? Es lohnt sich, darüber zu streiten.