Der bisherige „Pflege-TÜV“ ist durchgefallen. Aber das neue Bewertungssystem muss sich erst noch bewähren.
Der „Pflege-TÜV“ hat nie eine Hauptuntersuchung überstanden. Die Idee, Pflegeeinrichtungen Noten zu geben, ist schon seit Jahren krachend gescheitert. Im Schnitt erreichen die Heime bundesweit eine 1,2, die Top-Bewertung ist der Normalfall. Die Eins steht sogar für Heime, in denen viel zu wenig Personal arbeitet, eine echte Leitung fehlt, Akten schlampig geführt und Bewohner vernachlässigt oder sogar gequält werden.
Dieses alte „System“ gleicht im Grunde einer systematischen Irreführung, und daher ist es nur vernünftig, eine andere Art der Beurteilung an seine Stelle zu setzen. Auf den ersten Blick sieht das Konzept ganz nett aus. Zwei Säulen, intensive Kontrolle durch externe Prüfer, bessere Vergleichbarkeit zwischen „über- und unterdurchschnittlichen“ Einrichtungen. Sogar eine Rangliste der Länder ist denkbar. Fast zu schön, um wahr zu sein.
Denn das Neue muss sich erst bewähren. Wenn das Heimpersonal eigenverantwortlicher denn je die Qualität selbst erfasst, dann wird die Versuchung weiter groß sein, hier und da etwas zum Besseren zu drehen. Das Ganze steht und fällt – wie bisher – mit der Qualität der Kontrolle von außen. Der bloße Blick in die Akten hilft wenig, harter Kontrolldruck muss der Kern jedes Bewertungssystems in der Pflege sein. Wenn das mit der Kontrolle nicht klappt – unangekündigt, häufig und mit Kontakt zu den Bewohnern – , wird das neue System genauso scheitern wie das alte. Dann haben zwar nicht mehr alle Heime eine Eins, aber alle werden „überdurchschnittlich“ sein.