Die Spendenaktion für Notre-Dame rückt eine Frage in den Blick: Warum werden Superreiche nicht mehr in die Gemeinwohl-Pflicht eingebunden?
Viele Menschen staunten, als nur wenige Stunden nach dem Brand in der Kirche Notre-Dame gleich mehrere französische Milliardäre ihre Geldschatullen weit öffneten. Im Nu kam eine Milliarde Euro zusammen. Kaum zu glauben, dass der Wiederaufbau des Dachstuhls überhaupt so viel kosten wird.
In den Respekt über die spontane Großzügigkeit der Superreichen mischt sich aber auch ein ungutes Gefühl.
Ist es in Ordnung, wenn einige wenige mal so eben für ihre gute Taten plötzlich Weltgeltung erlangen? Sie stehen im krassen Gegensatz zu den unzähligen Spendern, die regelmäßig und unerkannt geben oder andere unterstützen. Was würde Jesus wohl dazu sagen?
Schließlich gibt es noch den politischen Aspekt: Warum werden Multimillionäre und Milliardäre eigentlich nicht generell stärker fürs Gemeinwohl eingebunden? Würden die Staaten in Europa die großen Vermögen nur ein wenig mehr besteuern und dann auch noch die Steuerschlupflöcher schließen – dann wären wir nicht auf große Gönner angewiesen, sondern schlicht auf Steuerehrlichkeit. Und das Parlament – und nicht ein paar Superreiche – könnten entscheiden, wo und wie investiert werden soll. Für einen demokratischen Staat ist das sicher der richtige Weg. Und zu tun gibt es genug: mehr Bildung, mehr Hilfen für Benachteiligte. Dafür Geld auszugeben, ist zwar nicht so spektakulär wie für eine bedeutende Kirche. Aber so unglaublich wichtig für unser aller Zusammenleben.
Die NRZ wünscht Ihnen schöne Osterfeiertage!