Es gibt Missstände in der Paketbranche. Es reicht aber nicht, nur auf die Politik zu zeigen. Auch die Konsumenten haben eine Verantwortung.

Zehn Millionen Pakete wurden im vergangenen Jahr in Deutschland ausgeliefert. Im Schnitt. Jeden Tag. Die sozialen Netzwerke sind voller Geschichten von Kunden, die sich darüber ärgern, dass der Zusteller ein Paket beim Nachbarn abgeliefert hat, ohne geklingelt zu haben, dass Pakete auf sich warten ließen oder dass mit ihnen unachtsam umgegangen wurde.

Nur wenige Kunden machen sich Gedanken über die Arbeitsbedingungen der Zusteller. Dabei sind sie diejenigen, die darunter leiden, dass wir, die Kunden, alles möglichst schnell und billig haben wollen.

Die Umsätze der Paketbranche wachsen seit Jahren, die Zustellung ist längst ein Milliardengeschäft. Die mittleren Löhne in der Branche sind aber in den vergangenen Jahren gesunken. Der Konkurrenzdruck ist mörderisch und verleitet nicht wenige schwarze Schafe in der Branche dazu, Arbeitskraft möglichst billig bei den Subunternehmern von Subunternehmern einzukaufen.

Häufig werden unsere Pakete von Menschen geliefert, die nicht ansatzweise den Mindestlohn erhalten, die keine Ahnung von ihren Arbeitnehmerrechten haben, die natürlich nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Sie werden ausgebeutet.

Es ist ein Leichtes, auf die Politik zu deuten. Natürlich braucht es eine bessere Regulierung und eine bessere Kontrolle der Branche. Bessere Arbeitsbedingungen für die Zusteller bedeutet aber auch: höhere Kosten für die Zustellung. Die müssen Kunden in Kauf nehmen. Wer für auskömmliche Löhne ist, muss den Preis dafür zahlen.

Generell sollten sie ihr Einkaufsverhalten im Internet überdenken, so bequem es ist, vom Sofa aus zu shoppen.

Der Paketbestellwahn führt ja nicht nur zur Ausbeutung von Zustellern, sondern auch zu einer Belastung der Umwelt und zu verstopften Straßen in den Städten. Es ist ein absolutes Unding, dass mittlerweile Hunderte Millionen von Paketen mit einer lässigen Selbstverständlichkeit wieder zurückgeschickt werden.

Es würde schon reichen, ein wenig bewusster online zu kaufen – nur das, was man braucht.