Umfragen signalisieren, dass in der bundesdeutschen Bevölkerung das Interesse an der Europawahl zunimmt. Was auch sonst?
An dieser Stelle zu betonen, wie wichtig es ist, zur Wahl zu gehen, hieße ja, Eulen nach Athen zu tragen. Die Wahlbeteiligung ist unter Zeitungslesern traditionell hoch. Eine Tageszeitung abonniert nur, wer sich überdurchschnittlich stark für Politik interessiert. Da gilt es als selbstverständlich, dass man sich mit dem Thema Europawahl auseinandersetzt. Und wenn man danach persönlich zu dem Schluss kommt, seine Stimme nicht abzugeben – dann ist auch das legitim.
Man mag die ständig laut vorgetragene Sorge vor einer schlechten Wahlbeteiligung nicht mehr hören. Sie zeugt nicht gerade von Selbstbewusstsein der Politik, dass sie ein gutes Angebot für den Wähler bereithält. Dabei hat Europa was vorzuweisen. Fast überall auf der Welt beneidet man Europa um den Wohlstand und um die Freiheit. Wir reisen unkontrolliert über Grenzen, teilen Werte und Währung. Und das Wichtigste ist: Wir leben in Frieden, die Erbfeinde von einst sind versöhnt. Daneben verblasst das Kleinklein des politischen Alltagsstreites.
Die Briten erleben gerade, was man davon hat, wenn man am Wahltag zu Hause bleibt und den Ängstlichen, den Aufgehetzten und den Belogenen das Wählen überlässt. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Deutschen daraus ihre Lehren ziehen. Eine Umfrage belegt nun den Trend. Das Interesse an der Europawahl ist sehr viel höher als vor fünf Jahren. Vor dem Wahltag muss niemand Angst haben.