Welches Ruhegehalt für Ex-Präsidenten und Kanzler ist angemessen? Man weiß es, wenn man ein Gespür für die Menschen und Verantwortung besitzt.
Wohl kaum jemand wird einem ehemaligen Bundespräsidenten oder Kanzler die gute Pension neiden. Immerhin waren diese Politiker höchste Würdenträger und haben (die meiste Zeit jedenfalls) eine Menge für unser Land getan.
Dennoch stellt sich die Frage nach der Angemessenheit. Ob neben der Pension auch noch ein ganzer Stab von Mitarbeitern sowie viele Spesen nötig sind, beantwortet sich eigentlich von selbst, wenn man menschliches Gespür und Verantwortungsbewusstsein besitzt. Wie das laufen kann, hat eben der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador gezeigt: Der Sozialist will die Korruption im Land bekämpfen - und hat sich erst einmal das eigene Gehalt um 60 Prozent gekürzt. Übrigens verzichtet auch der ehemalige Bundespräsident Horst Kühler auf seinen Ehrensold. - Beide schaffen dadurch Glaubwürdigkeit.
Entscheidend für unsere Gesellschaft ist, dass jeder Bürger nachvollziehen kann, dass Politiker gut bezahlt gehören. Je besser Politik die Arbeit im Parlament oder in der Regierung erklärt, desto höher der Respekt und das Vertrauen in unseren Staat. Pauschale Politiker-Schelte, wie oft von Populisten zu hören, ist da völlig fehl am Platz.
„Angemessenheit“ gilt übrigens auch in der Wirtschaft: Wenn Manager das 100-fache oder noch mehr eines Mitarbeiters verdienen und dann auch noch irrwitzige Abfindungen kassieren, dann schadet das unserem Gemeinwesen genauso wie ein Politiker, der über die Stränge schlägt.