Die AOK legt eine erschreckende Studie vor: Patienten stecken sich im Krankenhaus mit Keimen an, sterben sogar daran. Eine Frage des Geldes?
Als gestern Morgen in der Redaktionskonferenz das Thema „Krankenhauskeime“ aufgerufen wurde, erzählte ein Kollege von seiner betagten Tante, die vom Hausarzt den Tipp bekam, die verordnete OP lieber abzusagen. Begründung des Mediziners: „Keime im Krankenhaus sind viel gefährlicher für Sie.“
Das Thema besorgt die Öffentlichkeit schon seit Jahren. Wegen des intensiven Gebrauchs von Antibiotika sind viele Keime resistent geworden. Und wenn eine seriöse Kasse wie die AOK jetzt eine alarmierende Studie vorlegt und sagt, dass bei besserer Hygiene viele Todesfälle vermeidbar wären, dann sind nicht nur Klinikleitungen gefordert. Die Politik muss das Thema wieder mit Nachdruck auf die Tagesordnung setzen.
Man muss nur ein paar Kilometer fahren, um sich anzuschauen, wie es besser geht. Eine Untersuchung kam vor zwei Jahren zu dem Ergebnis: Die Verbreitung des resistenten Krankenhauskeimes MRSA liegt in Deutschland bei 16 Prozent, in niederländischen Kliniken bei nur einem Prozent. Andere gefährliche resistente Keime kommen bei uns 20mal so häufig vor wie im Nachbarland. Das liegt auch an besserer Personalausstattung in der Pflege und beim Reinigungspersonal, aber auch an intensiverer Kontrolle und an der Isolierung neu eingelieferter Patienten. Das alles kostet Geld. Es darf nicht wahr sein, dass für prestigeträchtige Hightech-Medizin Millionen ausgegeben werden, aber dann bei der Hygiene gespart wird.