Der mit vielen Erwartungen verbundene Missbrauchs-Gipfel im Vatikan blieb ohne konkrete Beschlüsse - und das verärgert nicht nur die Opfer.

Wir haben dieses Bekenntnis, Missbrauch zu bekämpfen, schon oft gehört. Wann und wie, das ist es, was wir hören müssen – im Detail.“ Diese enttäuschte Reaktion der Irin Marie Collins, die selbst Opfer wurde, fasst alle Bedenken zusammen, die nach dem großen Missbrauchsgipfel bleiben. Die vier Tage im Vatikan offenbarten einmal mehr: Es gärt erheblich in der katholischen Kirche. Nicht nur das Thema Missbrauch beschäftigt die Gläubigen. Auch über den Zölibat wollen sie reden und über eine stärkere Beteiligung von Frauen – um nur einige Baustellen zu nennen.

Und es muss nicht nur geredet, sondern endlich auch gehandelt werden. Sicherlich ist das Bemühen erkennbar, Veränderungen hinzukriegen. Die Anregungen, die der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, gab, enthalten keineswegs nur wolkige Formulierungen. Wer sich für kirchliche Verwaltungsgerichte und glasklare Transparenz-Vorschriften bei der Verwaltung stark macht, um Missbrauch künftig aufzuarbeiten und zu bekämpfen, wird ja durchaus konkret. Aber genau diese konkreten Beschlüsse fielen eben nicht.

Der Papst stellte in seiner Grundsatzrede Missbrauch vielmehr als gesamtgesellschaftliches Phänomen in den Vordergrund – und verpasste durch diese Relativierung die Chance, ein klares Signal zu senden. Es bleibt der letztlich verheerende Eindruck: Die Kurie ist nicht in der Lage, konsequent einen neuen Weg einzuschlagen. Es bleibt allenfalls bei Trippelschritten.