Vor 14 Jahren führte NRW das Turbo-Abitur ein und kürzte an falscher Stelle. Bei G9 muss gelten, alle Schüler mitzunehmen - auch die starken.

Das Votum an den Ruhrgebiets-Gymnasien hätte nicht deutlicher sein können: Nicht eine Schule hat bei der WAZ-Umfrage angegeben, von der Option Gebrauch zu machen, beim Turbo-Abitur zu bleiben. Das ist eine klare Absage an G8, mit der die Schulen dem Willen vieler Eltern und Schülern folgen.

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ARCHIV - Ein Schüler der 5.Klasse meldet sich am 26.04.2013 in Laichingen (Baden-Württemberg) am Albert-Schweitzer-Gymnasium im Englischunterricht. Weniger Hausaufgaben, weniger verpflichtender Nachmittagsunterricht, aber keine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) - dieser Schul-Kurs zeichnet sich in Nordrhein-Westfalen ab. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa (zu dpa
Von Theresa Langwald und Stephanie Weltmann

Damit wird einer der Fehler korrigiert, der die Schulzeitverkürzung in Kritik brachte: NRW strich ausgerechnet in der für die Entwicklung von Jugendlichen so wichtigen Sekundarstufe I ein Jahr. Jüngere Kinder hatten mehr Unterricht am Nachmittag, Lehrer alle Mühe, angesichts immer mehr Anforderungen ihren Stoff unterzubringen. Und Eltern sorgten sich um Kinder, die nicht mehr mitkamen und unter dem Lernstress litten. Bald hatten wir erste Abiturienten, die an den Unis nachgeschult wurden oder lieber eine Jahr Auszeit nahmen.

Natürlich gibt es Schüler, denen G8 nichts ausmacht, um zu lernen und zu verstehen. Für sie bietet aber auch G9 Chancen – und die Umfrage hat gezeigt, dass diese Wege ausgebaut werden müssen: An den Schulen gibt es Befürworter von G8. Zu Recht wird dort nun über Begabtenförderung diskutiert. Alte Fehler dürfen nicht wiederholt werden: Es gilt, die Bedürfnisse aller Schüler im Blick zu haben - auch der leistungsstarken.