Dortmunds Oberbürgermeister schimpft über den „Tatort“ und schreibt dem WDR-Chef. Warum das ein bisschen kleinkariert ist.

Man muss kein Fernsehkenner sein, um sich vorstellen zu können, was Oberbürgermeister und ihre Marketingstrategen veranstalten, damit der „Tatort“ sich in ja ihre Stadt verirren möge. Dortmund war natürlich ebenso glücklich wie all’ die anderen Städte, als es den Zuschlag bekam. Deutschlands berühmtester TV-Dauerbrenner, dazu Bilder aus der eigenen Stadt – das klingt doch wunderbar, oder nicht?

Wären da nicht diese Künstler, deren Interesse an Postkartenmotiven des Tourismusverbands nicht halb so groß ist wie das der Stadtverordneten, die von kostenloser Werbung zur besten Sendezeit träumen. Künstlerische Freiheit nennt man sowas übrigens. Die kann und darf auf Befindlichkeiten von Bürgermeistern keine Rücksicht nehmen. Der „Tatort“ ist zudem nicht der „Bergdoktor“.

Man kann die Enttäuschung von Dortmunds OB Ulrich Sierau verstehen: Die Stadt sieht in der Reihe nicht nur trist aus, in der aktuellen Folge ballten sich in der Tat ein paar Ruhrpott-Klischees zu viel zu einem ärgerlichen Stapel. Natürlich darf Sierau sich darüber auch ärgern. Aber ein öffentlicher Brief an den WDR-Chef? Herrje, das ist nun wirklich ein bisschen dicke. Sicher, Sierau liebt den dröhnenden öffentlichen Auftritt. Aber dieser ist eher peinlich.

Der Aufschrei in Duisburg war in den 80ern übrigens ähnlich groß. Heute werden Schimanski-Touren in der Stadt angeboten.