Politik funktioniert nicht über die Köpfe der Menschen hinweg. Das zeigen die Proteste der „Gelben Westen“, die Frankreich zurzeit erschüttern.

Was ist in unserem Nachbarland Frankreich los, wo am Wochenende wieder schwerste Ausschreitungen tobten? Wer sind die „Gelbwesten“, die den Ausnahmezustand provozieren - und die manch Unzufriedenem in Deutschland bereits als Vorbild dienen?

Derzeit ist es kaum möglich, die Protestierer mit den gelben Westen einem politischen Lager zuzuordnen. Allerdings wollen fast alle irgendwie dabei sein: Der sozialistische Ex-Präsident Francois Hollande hat seine Sympathie bekundet; aber auch die rechtsradikale Marine Le Pen. Dazu kommen noch weitere Prominente von Rechts und von Links, Brigitte Bardot zählt übrigens auch zu den Unterstützern.

Doch so bizarr die Ausrichtung erscheint, so konkret sind die Forderungen: keine Steuererhöhungen für Diesel und Benzin, mehr Mindestlohn und Rente. Es scheint schwer vorstellbar, dass es deswegen in Deutschland Krawalle gibt... Dazu sind die Protestkulturen zu unterschiedlich.

Vielmehr scheint Präsident Macron das wahre Ziel des Unmuts zu sein. Seine brüske und oft als arrogant wirkende Krisenbewältigung schlägt nun um. Er hat offenbar unterschätzt, dass man um Reformen immer wieder werben muss und dass Kompromisse nun mal zur Politik gehören.

Gewalt darf auf keinen Fall sein, aber eben auch keine Ignoranz. Politik funktioniert nicht über die Köpfe der Menschen hinweg. Macron wird sein Europa-Projekt nur dann weiter betreiben können, wenn er im eigenen Land akzeptiert wird.