Donald Trump muss künftig auf Augenhöhe mit der Opposition agieren. Kann er das? Kompromisse waren bislang nicht seine Stärke
Die tiefe politische Spaltung in Amerika hatte sich bisher im Kongress von Washington nicht abgebildet. Mit der vom Wähler neu verordneten Machtaufteilung zwischen Republikanern (Senat) und Demokraten (Abgeordnetenhaus) ist das nun vorbei. Die USA haben sich zwei Jahre nach dem Überraschungssieg Donald Trumps ehrlich gemacht. Ein gespaltener Kongress steht für die Spaltung des ganzen Landes.
Für den Präsidenten handelt es sich um die erste messbare Niederlage. Ob er an ihr wächst oder zerschellt, ist offen.
Durch die Aufteilung der Macht im Kongress haben die Wähler Trump ein Korrektiv in den Weg gestellt, an dem er nicht vorbei kann. Die Botschaft lautet: Finde endlich Kompromisse! Führe das Land zusammen! Das ist die eine Wahrheit. Die andere lautet: Ein ebenfalls beachtlicher Teil der Bevölkerung begrüßt Trumps nationalistischen Vulgär-Populismus nicht nur. Sondern will mehr davon. Wie Trump diese gegenläufigen Strömungen kanalisieren wird, ist nun die spannende Frage. „Deals“ zu finden war bislang nicht seine Stärke.
Künftig hat es der Möchtegern-Autokrat auf Augenhöhe mit einer Opposition zu tun, die ihn von Woche zu Woche ein Stückchen mehr in eine „lahme Ente“ verwandeln kann, sollte er ihre wichtigen Vertreter weiter lächerlich machen und verleumden.
Das Weiße Haus kommt dadurch in eine Dauerschleife des Dementierens und Rechtfertigens, die Donald Trump das Regieren massiv erschweren wird. Ob der leicht cholerisch werdende Präsident, der alles durch das Ich-Prisma bricht, damit souverän umgehen wird, ist zweifelhaft. Für Amerika und den Rest der Welt könnte sich eine alte Weisheit bewahrheiten: Es muss erst noch schlimmer kommen, bis es wirklich besser wird.