Der Kampf um Merkels Nachfolge in Parteizentrale und Kanzleramt ist entbrannt. NRW-Ministerpräsident Laschet muss klarstellen: Will er’s machen?
Es ist fast genau fünf Jahre her, als die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sagte, dass sie „nie, nie nach Berlin“ gehen wolle. Es war zu der Zeit, als die Mülheimerin fast täglich als Kanzler-Kandidatin genannt wurde. Weil die Sozialdemokratin damals zu den beliebtesten Menschen in der Politik überhaupt zählte. Dass sie nicht in die Hauptstadt wechseln wollte, brachte Kraft unterschiedliche Reaktionen ein: Einige applaudierten, weil sie damit ihre Rolle als NRW-Landesmutter unterstrich. Andere warfen ihr vor, damit eine Machtoption zu verspielen.
Heute steckt ihr Nachfolger Armin Laschet in einer ähnlichen Rolle: Wirft er seinen Hut in den Ring für den Vorsitz der Bundes-CDU (was einer Kanzlerkandidatur gleichkommt), dann schwächt er seine Stellung als Ministerpräsident des wichtigsten Bundeslandes. Lehnt er den Vorsitz ab, dann werfen ihm manche mangelnden Machtwillen vor.
Dennoch ist die Lage bei Laschet noch komplexer: Bewirbt er sich um die Merkel-Nachfolge, dann ist er plötzlich Konkurrent von Jens Spahn und auch Friedrich Merz, die beide extrem ehrgeizig sind und auch aus NRW stammen. Laschets erste Reaktion – erst einmal nichts zu sagen – ist daher verständlich. Dennoch wird er sich bald äußern müssen. Denn NRW hat zu große Aufgaben und Probleme, die einer klaren Führung bedürfen: die Schulen, die Infrastruktur, der Strukturwandel, die verschuldeten Städte und vieles mehr. Für all das wird in Düsseldorf ein Mensch benötigt, der sich ganz und gar kümmert. Wer auf dem Absprung steht, kann das nicht.