Der CSU droht am Sonntag ein Debakel. Viele Gründe dafür sind hausgemacht. Aber Wahlkämpfe entwickeln heute mehr denn je eine Eigendynamik.
Es spricht viel dafür, dass der Wahlsonntag in Bayern ein Debakel für die CSU wird. Auf schlappe 34 Prozent wird sie derzeit in Umfragen taxiert. Behalten die Demoskopen Recht, wäre das ein beispielloser Absturz. Zur Erinnerung: Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren holten die Christsozialen 47,7 Prozent.
Für das drohende Misstrauensvotum der bayerischen Wählerinnen und Wähler gibt es viele Gründe. Die meisten haben nichts mit Erfolg oder Misserfolg der Landespolitik zu tun, sind aber gleichwohl hausgemacht: zu nennen sind etwa die peinliche Aneignung rechtsradikaler Sprachverwahrlosung durch die CSU-Granden oder die Ränkespiele des Parteichefs in Berlin.
Dazu kommt die Konkurrenz von AfD und Grünen, zwei Parteien, die anders als etwa die kläglich dastehende SPD über ein klares Profil verfügen, das derzeitige gesellschaftliche Befindlichkeiten bedient.
Der genaueren Ausleuchtung bedarf noch ein weiteres Element – die Eigendynamik, die Umfragewerte und in der Folge Wahlergebnisse heute häufig entwickeln. In Zeiten, in denen soziale Netzwerke für viele Menschen Anlaufstellen zur politischen Standortbestimmung geworden sind, löst sich die Sympathie für Parteien schnell von ihrem realpolitischen Handeln. Wer in den Geruch gerät, ein Verlierer zu sein, verliert die Gunst von Wählerinnen und Wählern.
Diese Erfahrung musste die SPD in NRW machen. Im März 2017 landete sie in Umfragen bei 40 Prozent. Danach ging es steil bergab. Nur zwei Monate bekam sie bei der Landtagswahl 31 Prozent.