Statt den eigentlichen Übeltäter Seehofer zu kritisieren, serviert sich die SPD wieder selbst ab. Die Sozialdemokraten sind nicht mehr zu retten.

Die SPD ist nicht mehr zu retten. Bleibt sie in der Großen Koalition, geht sie womöglich langsam kaputt. Steigt sie aus der Regierung aus, geht sie auch kaputt, nur schneller. Schuld daran ist nicht (nur) ein ungerechter Wähler, der nicht erkennt, was die Sozialdemokraten alles geleistet haben. Schließlich waren und sind sie als Mitregierende ja daran beteiligt, dass Deutschland im internationalen Vergleich blendend dasteht (sinkende Arbeitslosigkeit, steigende Staatseinnahmen). Nein, schuld daran ist die SPD in erster Linie selbst, genauer: die ihr wesenseigene Lust am Untergang, die darin gipfelt, die eigene Parteiführung gründlich zu demontieren – immer und immer wieder.

Man muss ja nur einmal einen dieser typischen Ruhrgebiets-Ortsvereine besuchen, wo die in Ehren ergrauten Genossen zusammenhocken, um sich zu empören – nicht etwa über Horst Seehofer, den eigentlichen Übeltäter. Sie schießen sich lieber auf Andrea Nahles ein. Schluss mit der Koalition, koste es, was es wolle! Wie teuer das wäre, lässt sich an den Umfragen ablesen. Demnach kann die SPD diesmal gut darauf verzichten, überhaupt noch einen Kanzlerkandidaten aufzustellen. Die Basis in Bochum, Dortmund oder Oberhausen weiß das natürlich. Aber Stolz und Ehre verlangen nun einmal den erweiterten Suizid. Sofort. Prompt muss Nahles Nachverhandlungen zum Maaßen-Deal fordern, den sie gestern noch für unausweichlich hielt. Man habe sich „geirrt“. Ihre politischen Lebensgeister schwinden.

Daran ändert auch die angebliche Gesprächsbereitschaft Seehofers nichts. Wer glaubt denn, dass er Maaßen jetzt, aus Ehrfurcht vor den implodierenden Sozis, fallen lässt? Statt Erfolge wie zuletzt das Gute-Kita-Gesetz zu feiern, werden die Genossen weiter zetern, die Ruhr-SPD vorneweg. Von den Sozialdemokraten wird dann nicht viel mehr übrig bleiben als jener Staub, den sie zuvor mit letzter Kraft aufgewirbelt haben.