Die Bereitschaft zur Organspende setzt großes Vertrauen voraus. Doch wieder einmal erschüttert ein mutmaßlicher Skandal dieses Vertrauen.
Die Zahl der Menschen, die bereit sind, nach dem Tod ein Organ zu spenden, ist niedrig wie nie. Ein beschämender Umstand, den eine Gesellschaft nicht akzeptieren darf. Kaum flammt die nötige Debatte um eine Verpflichtung zur Spende samt Widerspruchsmöglichkeit auf, erstickt womöglich der nächste Transplantationsskandal das Fünkchen Hoffnung, die Zahl könnte steigen.
Liegt die Staatsanwaltschaft in Essen mit ihren Vorwürfen richtig, hätte der Fall eine verheerende Außenwirkung: Dann wären Organe unnötigerweise verpflanzt worden, die Spende hätte ihren Sinn verloren. Das zumindest war bei früheren Skandalen nicht der Fall. Zwar ist es moralisch verkommen und seit 2013 zudem strafbar, Wartelisten zu manipulieren, wie es an einigen Uni-Kliniken passiert ist. Und auch die erpresserischen Methoden des verurteilten Essener „Leberpapstes“ Christoph Broelsch schockierten die Öffentlichkeit. Doch am Ende rettete die Leber, das Herz, die Niere ja immer einem anderen das Leben.
Die Bereitschaft zur Organspende aber setzt ein großes Maß an Vertrauen voraus. Wer es zerstört, macht sich mitschuldig am Tod derer, die vergeblich warten mussten.