Reichsbürger sind nicht nur harmlose Spinner. Viele sind gewaltbereit. Die Politik sollte ihren Irrsinn nicht durch Sprachentgleisungen befeuern.
Die gesellschaftlichen Ränder fransen aus. Immer mehr vor allem junge Menschen radikalisieren sich und stellen die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Frage. Der Staat wird angegriffen, von rechts, von links und von jenen, die der Meinung sind, dass nur Allah der Souverän sein kann.
Relativ neu im Reigen derjenigen, die der Verfassungsschutz als Verächter und Gefährder des Gemeinwesens aufführt, sind die Reichsbürger und Selbstverwalter, die die bestehende Rechtsordnung ebenso ablehnen wie die Legitimität und Souveränität der Bundesrepublik Deutschland.
Von den anderen Extremisten unterscheiden sie sich vor allem dadurch, dass sie mehrheitlich keine Mittzwanziger sind – sondern meistens gestandene Männer in der Mitte ihres Lebens.
Genau das macht sie besonders gefährlich. Das ist kein jugendliches Aufbegehren mehr, keine Wut, die sich häufig abschleift, wenn der Gang durch die Instanzen beginnt; das ist ein oft im Laufe vieler Jahre verfestigtes Weltbild, unterfüttert durch Informationen aus den Untiefen der Internet-Universität.
In jüngster Zeit erleben sie Bestätigung durch Äußerungen aus der bürgerlichen Mitte. Wenn etwa von der „Herrschaft des Unrechts“ fabuliert wird, ist das exakt der Jargon von Reichsbürgern. Viele dieser Leute sind gewaltbereit. Auch ihretwegen sollte der politische Betrieb pfleglich mit Sprache umgehen. Man muss ihren Irrsinn nicht auch noch befeuern.