In der Frage, wie mit Flüchtlingen an Grenzen umzugehen ist, tritt der Konflikt zwischen der Bundeskanzlerin und ihrem Innenminister offen zutage.

Wie hält Europa es mit der moralischen Verpflichtung, Ertrinkende zu retten? Wie hält Deutschland es mit der Nächstenliebe? Wie halten es Christdemokraten mit der christlichen Soziallehre, die dem Staat abverlangt, sich um die zu kümmern, die nicht für sich selbst sorgen können? Wie halten es die Bürger mit dem Grundgesetz, das nach der Erfahrung schlimmster deutscher Verbrechen den Verfolgten das Recht auf Asyl garantiert? Wie halten wir es mit der großartigen europäischen Idee von Konrad Adenauer und Helmut Kohl, die von Freizügigkeit und offenen Grenzen träumten? Und wie nur hält es die Kanzlerin noch mit ihrem Innenminister aus?

Seehofer setzt mit seinem Alleingang die Koalition aufs Spiel. Das ist ihm weißwurst-egal. Der alternde CSU-Patriarch wird von Dobrindt und Söder in den Konflikt getrieben. Es geht um die Landtagswahl im Freistaat. Wie lange kann Merkel sich das gefallen lassen, ohne Autorität zu verlieren? Dass Seehofer an ihr vorbei Bündnisse mit Österreichs Kanzler und mit der italienischen Regierung schmiedet, ist eine derbe Provokation. Wer hat hier die Richtlinienkompetenz?

Wir Bürger haben lange auf diese Regierung gewartet. Jetzt soll sie endlich liefern, sich einigen und regieren, statt öffentlich zu streiten. Die Aufgabe ist klar: Beim Thema Flüchtlinge muss eine europäische Lösung her. Und: Wir wollen in Deutschland sicher und in Frieden leben. Das muss doch möglich sein!