Sie standen stramm beim türkischen Staatspräsidenten: Warum Gündogans und Özils Aktion ein Rückschlag für die Integrationspolitik des DFB ist.
Mesut Özil wird im Oktober 30 Jahre alt. Man darf also davon ausgehen, dass die üblichen Beschwichtigungen beim Fußballbund nicht stimmen: Er wusste sehr wohl, was er tat, als er neben Ilkay Gündogan beim türkischen Staatspräsidenten Erdogan stramm stand.
Mit Höflichkeit allein ist nicht zu erklären, wenn die Fußballnationalspieler, beide in Gelsenkirchen geboren, ein fremdes Staatsoberhaupt mit „Mein Präsident“ anreden. Und selbst wenn: Erdogan ist nicht ihr Präsident, sondern Frank-Walter Steinmeier. Darum ist die verbale Unterwerfung genau das: ein Rückschlag für eine Integrationspolitik, die türkischen Familien wie denen von Özil und Gündogan den Weg in die Mitte der Gesellschaft bahnte.
Ihr Verhalten spielt Rechtsauslegern in die Karten, die schon immer gewusst haben wollen: Die gehören nicht zu uns Deutschen. Dass diese Behauptung Unfug ist, wird mit diesem einen symbolhaften Besuchsbild aus London konterkariert.
Özil und Gündogan, beide Millionäre, werden die neue Hetze nicht in ihren Villen mitbekommen. Wohl aber Millionen von türkischstämmigen Deutschen: Deren Gegner haben neue Munition gefunden.