Nach dem Friedensgipfel in Korea halten Voreilige den US-Präsidenten Donald Trump bereits des Friedensnobelpreises für würdig. Das ist voreilig!
Es ist erst wenige Tage her, da stand Donald Trump – durch das Prisma von US-Leitmedien betrachtet – wieder einmal mit einem Bein am Abgrund. Die Dauer-Ermittlungen in der Russland- und Porno-Star-Affäre um Stormy Daniels waren seinem Anwalt Michael Cohen gefährlich nahegekommen. Trump kämpfte, wie so oft, an mehreren Fronten gleichzeitig, um den Kopf über Wasser zu halten. Dabei halfen ihm die optisch unterschiedlich akzentuierten Besuche von Emmanuel Macron und Angela Merkel. Beide lernten bei ihrem Bemühen, beim Iran-Atom-Abkommen und dem Handelsstreit mit der EU Schlimmeres zu verhüten, den Unterschied kennen zwischen inszenierter Freundlichkeit und unnachgiebiger No-Politik.
Von Siegern und Verlierern zu sprechen, von Merkels tiefem Fall und Macrons strahlendem Aufstieg, ist aber ebenso fragwürdig wie die Annahme, Trump habe an präsidialer Statur gewonnen und reite mit seiner„Amerika zuerst“-Politik auf der Erfolgswelle. Wie sehr die Maßstäbe bei der Beurteilung der Trump-Performance ins Rutschen gekommen sind, zeigt das Hyperventilieren nach dem Friedensgipfel in Korea. Obwohl noch rein gar nichts erreicht ist, halten Voreilige Trump bereits des Friedensnobelpreises für würdig.
Dabei kann sich nach dem Aufeinandertreffen mit Kim Jong-Un schnell Ernüchterung breit machen. Die Zuversicht, dass der ungeduldige und für komplexe Zusammenhänge unempfängliche Trump gerade die schwierige Nordkorea-Materie verantwortungsvoll navigieren kann, ist nicht nachvollziehbar.