Die Eskalation in Spanien war unabwendbar. Zwei kompromisslose Sturköpfe und eine viel zu passive Europäische Union tragen dafür die Verantwortung.

Die beiden Züge, die in Spanien in den vergangenen Wochen aufeinander zu rollten, sind nun zusammengeprallt. Das Parlament in Barcelona hat für die Unabhängigkeit Kataloniens gestimmt, der spanische Senat votierte umgehend für die Entmachtung der katalanischen Regionalregierung. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy kann nun mit harter Hand gegen die Separatisten vorgehen, und er wird genau dies tun – und damit den Konflikt noch weiter anheizen.

Die Eskalation vom Freitag war nicht nur deshalb unabwendbar, weil sich auf beiden Seiten mit Rajoy und dem katalanischen Regierungschef Carles Puigdemont zwei Sturköpfe gegenüberstanden, die zu keinen Kompromissen bereit waren – sondern auch, weil die Europäische Union versagt hat.

Es sind ja beileibe nicht nur Puigdemont und die anderen Abgeordneten des Regionalparlaments, die sich mit heißem Herzen von Spanien lösen wollen, sondern mindestens drei Millionen anderer Katalanen. Die EU ist über ihre Wünsche und Forderungen hinweggewalzt, indem sie sich bedingungslos auf die Seite Madrids stellte, anstatt sich als Mediator in diesem Konflikt zu empfehlen.

Natürlich war das Unabhängigkeitsreferendum laut spanischer Verfassung illegal. Aber sein Ausgang war eben auch die Willensbekundung von Millionen europäischer Bürger. Sie hat die EU sträflich im Stich gelassen.