Essen. Ein alter Mann liegt hilflos am Boden, vier Menschen erledigen ungerührt ihre Bankgeschäfte. Wichtig ist, dass es jetzt zum Prozess gekommen ist.

Die Videoaufnahmen aus der Essener Bankfiliale sind schwer erträglich. Ein hilfloser alter Mann am Boden, vier Menschen, die ihn einfach ignorieren und ihren Geschäften nachgehen: Das Opfer hätte auch mein Vater sein können, denkt man. Und man fragt sich: Was geht in diesen Köpfen vor?

Pauschaldiagnosen führen in Sackgassen, und darum hilft es auch wenig, darüber zu streiten, ob unsere Gesellschaft herzloser geworden ist. Dagegen spräche das ehrenamtliche Engagement von Millionen Menschen für irgendeine gute Sache, aus der sie nicht mehr Profit schlagen, als das schöne Gefühl. Und doch ist man nicht überrascht, wenn ein Polizist vor dem Gerichtssaal sagt: „Das Wegsehen erleben wir doch täglich.“

Wenn der Prozess am Montag bewirkt hat, dass viele ihre Mitmenschen künftig ein bisschen intensiver wahrnehmen, statt nur an sich zu denken, wäre viel mehr gewonnen, als es ein paar simple Verurteilungen bewirken könnten, die unser Gerechtigkeitsgefühl mehr oder weniger befriedigen. Es ist wichtig, dass der Fall diese große Öffentlichkeit bekommen hat. Und zweitrangig, ob die Strafen noch ein bisschen höher hätten ausfallen sollen.