Der Prozess ist so wichtig wie nötig, das haben Angehörige der Opfer der Loveparade-Katastrophe immer betont. Trotzdem wird er Wunden aufreißen.

21 Tote, mehr als 500 Verletzte und kein Prozess, um die Verantwortung für die Loveparade-Tragödie vor Gericht zu klären? Das war stets der Alptraum der Überlebenden dieser Katastrophe und der Hinterbliebenen derer, die in Duisburg im Juli 2010 im tödlichen Gedränge ihr Leben ließen.

Nach einer jahrelangen juristischen Achterbahnfahrt ist der 24. April 2017 nun erst einmal ein Tag der Genugtuung: Das Oberlandesgericht hat die Bedenken der niedrigeren Instanz verworfen, es kommt zum Prozess gegen zehn Angeklagte.

Das Verfahren wird alte Wunden aufreißen - und ist dennoch nötig

Die Opfer haben stets betont, ein Prozess sei die einzige Möglichkeit, mit diesem Trauma fertig zu werden, endlich abzuschließen. Gleichwohl wird das Verfahren, das sich über Jahre strecken dürfte, alte Wunden aufreißen. Das schreckliche Geschehen wird noch einmal minutiös aufgearbeitet, die furchtbaren Bilder werden durch den Gerichtssaal geistern.

Und denkbar ist auch, dass dieser Prozess anders enden wird, als die meisten sich erhoffen: mit zehn Freisprüchen, weil die individuelle Schuld in diesem unerhört komplexen Verfahren am Ende womöglich nicht nachweisbar ist.

Und doch ist dieser Prozess so wichtig wie nötig: Alles andere wäre eine Bankrotterklärung des deutschen Rechtsstaates gewesen.