Es verdichten sich die Anzeichen, dass Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat der SPD in den Wahlkampf ziehen wird. Leicht wird es für ihn nicht...
Es verdichten sich die Anzeichen, dass Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten in den Wahlkampf ziehen wird. Noch will das bei der SPD niemand bestätigen, aber echte Zweifel daran äußert auch keiner. Überraschend kommt das nicht. Die SPD hat keine ernsthafte Alternative zu bieten. Im Gespräch waren zwar auch der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, doch weder konnten diese beiden die Parteibasis überzeugen, noch scheinen sie wirklich gewillt, gegen Angela Merkel in den Ring zu steigen.
Martin Schulz mag ein exzellenter Politiker mit besten Kontakten in der EU sein. Er ist aber weit davon entfernt, die Partei mitzureißen und es ist kaum vorstellbar, dass er mit seiner bürokratischen Art beim Wahlvolk punkten kann. Schulz will lieber den frei werdenden Posten des Außenministers, für diesen Job ist kaum jemand so gut geeignet wie er. Auch Olaf Scholz scheint nicht wirklich scharf darauf zu sein, sich im Duell mit der Kanzlerin eine blutige Nase zu holen. In der Hansestadt ist er beliebt, und er kann seinen Machtanspruch noch für einige Jahre zurückstellen.
Bleibt also der Chef. Dass der Wahlkampf für Sigmar Gabriel kein Zuckerschlecken wird, dürfte allen bewusst sein. Er ist weder bei der SPD noch bei den Bürgern herausragend beliebt. Zu oft hat er Parteifreunden und Wählern vor den Kopf gestoßen, zu oft seinen Kurs gewechselt. Gewinnt Gabriel nun nicht die Herzen seiner Partei im Sturm, wird die SPD im September eine Bruchlandung hinlegen. Doch Gabriel ist eben auch ein begnadeter Redner und ein gut vernetzter Politprofi. Auf dem Weg ins Kanzleramt könnte ihm zudem behilflich sein, dass sich der SPD mehr Koalitionschancen bieten als der Union. Wem also, wenn nicht Gabriel, sollte das Kunststück gelingen, Merkel herauszufordern? Er muss die Menschen jetzt davon überzeugen, dass es eine ernsthafte Alternative zur Großen Koalition gibt. Viele Menschen warten nur darauf.