Es ist nicht das erste Mal, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan damit droht, Deutschland und Europa mit Flüchtlingen zu überschwemmen indem er die Grenzen wieder öffnet. Trotzdem sollte die Politik diese Drohung ernst nehmen. Zumal schon bald der Zeitpunkt gekommen sein könnte, an dem eine Zusammenarbeit mit der Türkei aus europäischer Sicht beim besten Willen nicht mehr vertretbar ist. Darauf muss die EU vorbereitet sein.

Solange hat die Türkei ein gutes Druckmittel. Denn am Beispiel Griechenlands, das noch immer tief im Flüchtlingschaos steckt, lässt sich gut erkennen, dass die EU ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat und den Flüchtlingsstrom nicht selbstständig kanalisieren könnte. Macht die Türkei die Grenzen auf, würde es auf dem Balkan und kurze Zeit später auch bei uns schnell wieder aussehen, wie im Spätsommer 2015. Die europäischen Staaten müssen jetzt endlich handeln, wollen sie sich nicht endgültig von der Türkei abhängig machen und wollen sie auch künftig noch glaubwürdig die Menschenrechtsverletzungen der Regierung Erdogan kritisieren können.