Wirklich überraschen kann die Nachricht kaum: Nicht nur die Fernstraßen, auch das Schienennetz ist also marode – nur, dass das bislang keiner so deutlich kritisiert hat, wie jetzt die Bahnunternehmen. Dass Bahnhöfe vergammeln, oder es Jahre braucht, bis die Deutsche Bahn, dieser auf hunderte Tochtergesellschaften zersplitterte Verkehrskonzern, der so gerne modern sein möchte, eine Sanierung angeht, lässt sich vielerorts schon mit nur halbwegs wachen Augen verfolgen. Wie arg es um Schiene, Tunnel, Brücken und Signalanlagen aussieht, ließ sich nur erahnen.
Die Ursachen für den Verfall und damit Werteverlust sind ähnlich wie beim Straßennetz: Der Unterhalt wurde vernachlässigt; die Belastung hat zugenommen. Zu lange hat die DB an ihren Plänen für einen Börsengang festgehalten und versucht, darauf die Konzernzahlen auszurichten. Das hat den Investitionsstau im Netz mitverursacht. Aktuell setzt der zuständige Bundesverkehrsminister Dobrindt von der CSU die Themen Straßenverkehr, Elektromobilität und vor allem Breitbandausbau – die Schiene kommt kaum vor, trotz der angekündigten Milliardeninvestition. Nach einem Aufbruch in einzeitgemäßes Mobilitätsalter sieht das nicht aus, es ist eine teure Nachlässigkeit.