Norbert Walter-Borjans spielt die Rolle als Robin Hood der ehrlichen Steuerzahler seit nunmehr sechs Jahren virtuos.

Norbert Walter-Borjans spielt die Rolle als Robin Hood der ehrlichen Steuerzahler seit nunmehr sechs Jahren virtuos. Der NRW-Finanzminister sendet markige Kampfansagen an die feinen Geldhäuser in der Schweiz und Luxemburg, geißelt die Doppelmoral einer Schwarzgeld-Elite in den Chefetagen der Gesellschaft und leistet öffentlichkeitswirksam Griechenlands überforderten Beamten Amtshilfe. Von PR versteht der ehemalige Pressesprecher etwas.

Gewiss soll die Steuersünder-Jagd auch von der wenig strahlenden Bilanz in Walter-Borjans eigentlichem Kerngeschäft ablenken, der Düsseldorfer Haushaltspolitik.

Doch muss man dem SPD-Politiker zugute halten, dass er das strategische und moralische Potenzial des Schwarzgeld-Themas früher erkannt hat als andere. Lange bevor es den Häftling Hoeneß gab, sperrte sich Walter-Borjans zunächst einsam gegen ein ausverhandeltes Steuerabkommen mit der Schweiz. Er schlug die irrige Warnung in den Wind, dass ein zu robuster Kurs gegen hochrangige Steuerbetrüger standortfeindlich sein könnte. Und er focht die heikle Hehler-Debatte durch, die sich mit dem staatlichen Ankauf von gestohlenen Bankkunden-Daten verband.

Dass die Wuppertaler Steuerfahnder nun offenbar ganze Festplatten mit brisanten Daten anonym und kostenlos zugespielt bekommen, entkrampft die Debatte um die Beschaffung von Hinweisen für die Landesregierung ungemein. Es ist Walter-Borjans’ Lohn für das richtige Näschen.