Gestartet als Gute-Laune-Kicker an der Seite von Lukas Podolski, der über dieses Stadium seiner Karriere nie hinaus gekommen ist, hat es Bastian Schweinsteiger zu einem hoch respektierten Anführer gebracht. Die Fans werden ihn vermissen. Ein Kommentar
Zu seinem Abschied aus der Nationalmannschaft wählte Bastian Schweinsteiger Worte, die aus dem Munde mancher seiner Kollegen arg aufgesetzt, womöglich gar peinlich gewirkt hätten. Ihm jedoch ist abzunehmen, dass er es ehrlich meinte, als er sagte: „Es war mir eine Ehre.“
Dabei war der Kapitän der DFB-Auswahl nie ein Mann großer Worte. Mehr noch: Öffentlichkeitsarbeit, wie sie sein Teamkollege Philipp Lahm beherrscht, war nicht sein Ding. Er bevorzugte die leisen Töne. Ein Verhalten, das heutzutage gerne als Schwäche ausgelegt wird. Auch sein Auftreten auf dem Platz entsprach nie dem Bild des oft geforderten „aggressive leaders“, das beim FC Bayern Spieler wie Mark van Bommel oder Stefan Effenberg geprägt haben.
Aber Schweinsteiger, eine Zeit lang vom Münchener Zeitungsboulevard als „Chefchen“ verspottet, ist seinen Weg gegangen, ohne Konzessionen an den Zeitgeist zu machen. Gestartet als Gute-Laune-Kicker an der Seite von Lukas Podolski, der über dieses Stadium seiner Karriere nie hinaus gekommen ist, hat es der Mittelfeld-Stratege auf seine Weise – geradlinig und beharrlich – zu einem stillen, aber respektierten Anführer gebracht, sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft.
Es wirkte fast wie eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet für den eher introvertierten Teamplayer im WM-Finale von Rio 2014 die Heldenrolle des aufopferungsvoll kämpfenden Kriegers vorgesehen war. Wie er damals blutverschmiert dem Abpfiff entgegen wankte, prägt das Bild des 120-maligen Nationalspielers für immer.
Philipp Lahm mag, als der gewieftere PR-Stratege, nach dem WM-Triumph den noch besseren Zeitpunkt für seinen Rücktritt aus dem Nationalteam gewählt haben. Aber Schweinsteiger werden die deutschen Fußballfans, wenn nicht alles täuscht, mehr vermissen. Weil er – was bei einem Bayern-Spieler besonderes Gewicht hat – über alle Vereinsgrenzen hinaus auch ihre Herzen berührt hat.