Auch wenn sich der ein oder andere über eine Absetzung des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan heimlich gefreut hätte, es ist eine gute Nachricht, dass sich das Militär nicht an die Macht puschen konnte. Seit 1960 hat das Militär schon vier demokratisch gewählte Regierungen gestürzt. Besser wurde die Situation danach nie. Für die arg gebeutelte Demokratie in der Türkei war der Putschversuch aber kein Feiertag. Erdogan wird die Türkei nun weiter in Richtung einer Diktatur führen. Bald liegt alle Macht in seinen Händen. Er hat direkt nach dem gescheiterten Putsch damit begonnen, jede ihm unliebsame Person aus dem Weg zu räumen. Egal, ob am Umsturzversuch beteiligt, oder nicht. Die innere Spaltung der Türkei wird das weiter vertiefen.
Auch für Die EU, die Nato und speziell für Deutschland sind das schlechte Nachrichten. Sie alle brauchen die Türkei als verlässlichen Partner. Die EU hat die Chance verpasst, die Türkei näher an sich zu binden. Immer wieder stieß sie den Türken mit Hinhalteparolen vor den Kopf. Hätte sie das nicht getan, wäre die Demokratie am Bosporus heute viel ausgeprägter. Jetzt wird die Zusammenarbeit mit der Türkei, einem Land, in dem die Medien bis auf einen Bruchteil gleichgeschaltet sind, in dem die Grundrechte systematisch ausgehöhlt werden, in dem missliebige Bürger unter heftigen Repressionen leben, immer komplizierter. Es wird nicht leicht, die Türkei wieder zurück ins demokratische, ins westliche Boot zu holen.